Sonnensystem

Saturn: Astronomen finden 128 weitere Monde

Neuentdeckungen machen den Ringplaneten zum mit Abstand mondreichsten Planeten

Saturn und Monde
Astronomen haben 128 weitere Monde des Saturn entdeckt. © NASA/GSFC

König der Monde: Astronomen haben gleich 128 weitere Monde um den Saturn entdeckt – er hat nun mindestens 274 Monde. Damit baut der Ringplanet seinen Vorsprung vor seinem „Rivalen“ Jupiter weiter aus und ist mit Abstand der mondreichste Planet in unserem Sonnensystem. Der größte Teil der neu entdeckten Monde sind irreguläre, eher kleine Brocken, die vermutlich durch die Kollision und Zerstörung von zuvor größeren Trabanten entstanden.

Die beiden Gasplaneten Jupiter und Saturn sind nicht nur die größten Planeten unseres Sonnensystems, sie versammeln auch den umfangreichsten „Hofstaat“ aus Monden um sich. Doch gerade die kleineren Trabanten werden erst nach und nach von Astronomen aufgespürt. In den letzten Jahren wechselten sich dadurch Jupiter und Saturn immer in der Position des mondreichsten Planeten ab: 2022 überholte der Saturn den Jupiter, Anfang 2023 schob sich Jupiter wieder an die erste Stelle. Seit Mai 2023 liegt erneut der Saturn vorn.

irreguläre Monde
Die meisten Monde des Saturn sind irregulär und kreisen auf exzentrischen, unterschiedlich geneigten Bahnen. © The Singing Badger/ CC-by-sa 3.0

Gestapelte Aufnahmen enthüllen Trabanten

Jetzt hat der lunare Hofstaat des Ringplaneten Saturn erneut Zuwachs erhalten: Astronomen um Edward Ashton von der Academia Sinica in Taiwan hatten für ihre Studie gezielt nach weiteren Saturnmonden gefahndet, die bereits zuvor als potenzielle Kandidaten aufgefallen waren. „Aufgrund unseres Verdachts, dass es sich dabei um weitere Monde handeln könnte und dass dort noch weitere Saturntrabanten auf ihre Entdeckung warten, haben wir dieses Himmelsgebiet 2023 über drei Monate hinweg wiederholt beobachtet“, erklärt Ashton.

Die Astronomen nutzten für ihre Fahndung das Canada France Hawaii Telescope (CFHT) auf dem Mauna Kea und verwendeten die gleiche Technik, die sich schon bei ihren letzten Saturnmondfunden bewährt hatte: Weil die gesuchten Monde eher klein und lichtschwach sind, kombinierten sie jeweils 44 innerhalb von drei Stunden gemachte Aufnahmen und stapelten sie digital übereinander. Dies verstärkte die schwachen Lichtpunkte der Monde und erlaubte es, ihre Bewegungen über die drei Monate hinweg zu verfolgen – erst dies belegt, dass es sich wirklich um Saturnmonde handelt.

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128 irreguläre Saturnmonde

Die Suche war erfolgreich: „Wir haben 128 neue Monde um den Saturn gefunden“, berichtet Ashton. Diese Saturnmonde sind bereits offiziell von der International Astronomical Union (IAU) anerkannt. Damit hat der Ringplanet jetzt 274 lunare Trabanten – und einen gewaltigen Vorsprung vor seinem Rivalen Jupiter mit 92 bekannten Monden. „Basierend auf unseren Schätzungen glaube ich nicht, dass der Jupiter das jemals einholen kann“, sagt Ashton.

Alle neu entdeckten Saturnmonde gehören zu den sogenannten irregulären Monden. Anders als die 24 regulären Saturnmonde umkreisen sie den Ringplaneten nicht auf kreisförmigen, auf einer Ebene liegenden Orbits. Stattdessen folgen sie weiten, elliptischen und meist gegen die Planetenebene geneigten Bahnen. Viele dieser irregulären Trabanten umkreisen den Saturn retrograd – seiner Rotationsrichtung entgegengesetzt.

Zuordnung der neu entdeckten Saturnmonde
Verteilung der neu entdeckten Monde auf die verschiedenen Gruppen und Untergruppen der irregulären Saturnmonde. © Ashton et al./ Research Notes of the AAS, CC-by 4.0

Wie die Minimonde entstanden

„Die neuen Monde sind nur wenige Kilometer groß und wahrscheinlich alle Fragmente von einigen ursprünglich vom Saturn eingefangenen größeren Monden“, erklärt Koautor Brett Gladman von der University of British Columbia. „Diese Ursprungsmonde zerbrachen bei Kollisionen entweder mit anderen Saturnmonden oder mit vorbeiziehenden Kometen.“ Als Indiz für dieses Szenario gilt die auffallende Gruppierung der irregulären Monde in mehreren „Familien“, die sich in ihrer Bahnneigung, Bewegungsrichtung und dem Saturnabstand ähneln.

Die 128 neuen Saturnmonde gehören größtenteils zur Nordischen Gruppe der irregulären Monde, wie die Astronomen berichten. 59 von ihnen umkreisen den Ringplaneten retrograd und mit einer Bahnneigung zwischen 160 und 170 Grad, sie gehören damit mehrheitlich zur Mundilfari-Untergruppe. Diese umfasst Objekte, die wahrscheinlich gemeinsam mit dem namensgebenden Saturnmond Mundilfari aus einer Kollision entstanden sind.

Gibt es noch mehr Monde um die Außenplaneten?

„Unsere mehrjährige Beobachtungskampagne hat uns eine Schatztruhe neuer Monde erbracht, die uns mehr über die Entwicklung von Saturns irregulären Trabanten verraten können“, sagt Ashton. Er und sein Team vermuten beispielsweise, dass die Kollision, die die Mundilfari-Untergruppe schuf, innerhalb der letzten 100 Millionen Jahre stattfand – nach astronomischen Gesichtspunkten ist sie damit noch relativ frisch.

Und wie geht es nun weiter? Können wir noch weitere Mond-Entdeckungen um die beiden Gasriesen erwarten? „Ich glaube nicht, dass wir mit der aktuellen Technologie noch viel weiter kommen“, sagt Ashton. Seiner Ansicht könnte es sein, dass alle mit jetzigen Teleskopen auffindbaren Monde um Saturn, Uranus und Neptun bereits entdeckt wurden. Aber: Die Astronomie hält bekanntermaßen immer wieder Überraschungen bereit. (Research Notes of the AAS, 2025)

Quelle: University of British Columbia

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